Thomas von Klettenberg
heißt eigentlich Thomas Hackenberg. Das ist auch der Name, mit dem er als TV-Moderator, Comedian und Bühnenkünstler bekannt geworden ist und seit über zwei Jahrzehnten unzählige Formate mitgeprägt hat. Im Fernsehen ist er vor allem durch Shows wie „Wie bitte?!“, „Mensch Markus“ und die Rateshow „Quiz Taxi“ bekannt, die er über 750 Folgen lang moderiert hat. Seit fast 30 Jahren ist seine unverwechselbare Stimme ein nicht wegzudenkender Bestandteil des WDR-Hörfunkprogramms.
Unter seinem Pseudonym Thomas von Klettenberg malt er auf IPhone und IPad und bringt diese Arbeiten in mittel-und großformatiger Ausfertigung auf Aludibond, abgeschlossen durch Acrylglas heraus.
In seinen Arbeiten verschmelzen in Form und Farbwahl Elemente des Comic-Strip mit Tendenzen der Pop-Art und eigenen Photographien. Für 2014 bereitet Thomas von Klettenberg eine große Ausstellung in Cebu/Philippinen vor, wo er mehrere Wochen des Jahres verbringt.
Ein Gespräch über das Digitale in Kunst und Natur. Und sein Pseudonym.
Wie sollen wir Sie nennen, Herr von Klettenberg oder Herr Hackenberg?
Wenn wir über meine Bilder sprechen gerne "von Klettenberg". Oder einfach: Thomas. Den gibt es ganz und gar ungespalten.
Warum das Pseudonym?
Wenn man so lange Teil der Medien ist, macht es Spaß, sich die eigene Schublade auch mal selbst aussuchen zu dürfen. Als Medienmensch ist man immer auch ein bisschen das Format, in dem man gerade zu sehen oder zu hören ist. Als Künstler bin ich aber stumm und unsichtbar. Da gibt es nur die Bilder, ich versuche sie vor anderen Projektionsflächen zu schützen. Und natürlich mich selbst. Als „von Klettenberg“ erwartet keiner von mir eine Frage aus dem „Quiztaxi“, oder dass ich jetzt mal eben so spontan witzig bin. Aber ich will jetzt auch nicht auf erster verkrampfter Künstler machen. Originell soll es schon sein!
Wie kommt es speziell zu diesem Namen?
Heimatliebe! Ich bin der Thomas aus Köln-Klettenberg; und mit „von“ klingt es noch besser.
Sie haben ein ungewöhnliches Werkzeug für Ihre Kunst gewählt, nämlich das IPhone und das IPad. Wie kam es dazu?
Ich finde das eigentlich ziemlich naheliegend. Die Mobilgeräte halten wir heute so selbstverständlich in der Hand wie früher Papier und Stifte. Wir haben sie dauernd dabei und so entstehen meine Bilder da, wo ich gerade bin und so, wie ich gerade bin, weil ich ja in der Lage bin gleich mehrere Funktionen zu nutzen: Ich fotografiere eine Stimmung, eine Situation und fülle sie dann mit Formen, Farben und Strukturen. So gelingt eine neue Perspektive, ein neuer Fokus. Ich verändere also die Situation, während ich noch mitten drin stecke. Das Ungewöhnliche daran ist vielleicht eher die Überwindung, die darin besteht, die Technik nicht als Stilmittel oder Selbstzweck zu sehen, sondern einfach nur die Möglichkeiten zu nutzen, die Freiheit, die sie mir gibt. Meine Bilder sind keine „Cyber“-Motive. Sie sind Natur und Raum, so wie ich sie sehe.
Trotzdem beeinflusst die Technik ja auch den Look der Bilder.
Ja, das ist die zweite Dimension, die sich durch diese Arbeitsweise ergibt: Es ist Malen auf Licht. Auch das hat es früher schon gegeben, aber noch nie konnte man während der Arbeit an einem Bild auch die Wirkung seiner Farben so präzise vorherbestimmen. Sie entstehen auf Bildschirmen, die von sich aus leuchten und sind absolut zweidimensional, da sie nicht auf einer Struktur oder einer Maltechnik basieren, die die Oberfläche des Bildes prägt.
Theoretisch könnten Sie jedes Motiv beliebig oft herstellen?
Genau. Es würde immer genau so aussehen, anders etwa als bei einem Foto oder ein Kunstdruck, der ja immer auf einer individuell belichten Kopie dieses Originals basiert. Darin liegt aber auch der große Reiz: Die Frage, was ein Original und was eine Kopie ist, ist heute mehr denn je eine Definitionssache. Sie ist ein gestalterischer Akt in sich: Ich bin der Künstler, ich sage: Das ist das Original, auch wenn es theoretisch unzählige identische Exemplare davon geben könnte. „Echtheit“ ist also auch eine Frage des Vertrauens. In einer Zeit, in der theoretisch alles kopierbar ist, erhält der Künstler als Urheber eine ganz neue Rolle. Es entsteht ein neuer „Pakt“ zwischen dem Künstler und dem Besitzer des Bildes, er ist das wirklich „einmalige“: Dieser Pakt beruht auf einem Einverständnis, einer Entscheidung. So etwas kann keine Technik der Welt ersetzen.
Und wie schaffen sie es, die Wirkung von Farbe und Licht vom Bildschirm auf die „richtigen“ Bilder zu übertragen?
Auf der Suche nach einem geeigneten Medium war genau das die Herausforderung: das Licht, auf dem sie gemalt sind zu konservieren. Der Zufall hat mir da geholfen: Ich las ein Interview mit David Hockney im Vorfeld seiner großen und großartigen "A bigger Picture"- Ausstellung die 2012 in Köln gezeigt wurde. Hockney arbeitet mit der gleichen App und war ebenso begeistert von den Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Und er bot mir die Lösung auf dem Präsentierteller: Aluminiumplatten als Trägermedium. Ich setze darauf allerdings noch zusätzlich eine Acrylglasscheibe.
Spiegelt das nicht?
Doch, und das soll es auch, das tut ein Bildschirm, ein Display doch auch. Genau dadurch strahlen die Farben genau so wie auf dem Retina-Dispay, auf dem sie „entstanden“ sind.
Sie malen einerseits "Köpfe" und andererseits malen Sie in Photographien von Gebäuden oder Landschaften hinein. Wie kommt es zu diesen zwei Richtungen?
Die Köpfe entstehen auf dem IPhone. Beim Arzt im Wartezimmer, in der Bahn, unterwegs, überall. Seit früher Jugend schon wurden aus gekrickelten Linien und Klecksen plötzlich Gesichter, wie Charaktere aus einem Comicstrip, die mich dann plötzlich anschauen und zu ganz eigenständigen Personen werden. Immer wieder eine Überraschung, auch für mich selber.
Auf dem IPad entstehet die großformatige PhotoMalerei. Die Photos schieße ich ebenfalls mit dem IPad, bearbeite sie, male dann mit dem digitalen Stift hinein und verfremde das Ausgangsmaterial so weit, dass neue "Szenenbilder" entstehen, bei denen nicht mehr ersichtlich ist, wo die Photographie aufhört und die Malerei beginnt. So entstehen Szenen die für manche Betrachter ein bisschen wie ein Ausflug in eine andere Welt anmuten.
Ist das Popart?
Keine Ahnung. Auf jeden Fall bin ich kein Kulturpessimist. Ich warne nicht, erst recht nicht vor einer „Überfremdung“ in einer digitalen hochtechnisierten Zeit. Im Gegenteil: Ich bin Teil dieser Zeit und genieße sie. Es geht immer um die eigene Perspektive und das Bewusstsein, dass das was wir „Welt“ nennen nur dadurch entsteht. Vielleicht bin ich einfach ein Landschaftsmaler. Aus und von Klettenberg.