"Johannes Kram präsentiert sein Buch „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber …“ in Theatermanier mit queerem Starensemble. Der dauernervöse aber souverän moderierende Kram hat eine minutiös geplante, abendfüllende Inszenierung auf die Beine gestellt, es wird gelesen, gesungen, diskutiert und gelacht – nicht nur ein bisschen politisch und noch glamouröser." (...)
Eine wirklich große, dauerhaft unterhaltsame Show findet ein Ende ohne die ganz große Diskussion, die es aber dringend braucht. Es bleiben mehr Fragen offen, als geklärt werden konnten, angestoßen wurde aber vieles. Wie etwa schließt man die Lücke im genannten Gesetz, die dem als Homosexuellen verfolgten Wolfgang Lauinger aus Ermangelung einer Verurteilung, aber lange Zeit in Untersuchungshaft, eine Entschädigung versagte? Wie schafft man öffentlichen Raum für eine solche Debatte in einem Deutschland, das solche Probleme oft abtut nach dem Motto „Was denn noch“? Es müssen mehr Verbindungen geschaffen werden, die Frage, wie man bei einer solchen, in jeder Hinsicht sehenswerten, Veranstaltung ein heterogeneres Publikum gewinnen kann, stellt sich als Quasi-Dilemma heraus. Die Sichtbarkeit, Kontaktpunkte, es gibt sie, aber nur und zu wenige. Kunst kann Aufklärung schaffen, wenn sie eine Bühne bekommt. Da muss früher angesetzt werden, in der Schule schon. Wieso nicht im Musikunterricht „Ein Liebeslied von Mann zu Mann“ aus der „Operette für zwei schwule Tenöre“ singen?"
Jann-Luca Zinser in der taz: “Kunst kann Aufklärung schaffen”.